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28.03.2019, 08:33 Uhr | Wilfried Goebels
Keine Angst vor dem Alter
In den letzten 100 Jahren hat sich die Lebenserwartung in Deutschland von 43 auf 81 Jahre fast verdoppelt. Und damit nicht genug: Der renommierte Altersforscher Klaus Rothermund (Jena) hat in Studien nachgewiesen, dass die Menschen im höheren Alter tendenziell zufriedener sind. Der Grund: Ältere erleben weniger Vorgaben und fokussieren sich auf das, was Ihnen wichtig ist. Der Forscher rät Jüngeren deshalb zum Umdenken: Habt keine Angst vor dem Alter! 

Medizinischer Fortschritt, bessere Arbeitsbedingungen, Hygiene und Ernährung haben dazu geführt, dass die heutigen Alten in der Regel leistungsfähiger und ausgeglichener sind. Längsschnittstudien, wie die seit 1989 laufenden Berliner BASE I und II, kommen zu dem Ergebnis, dass die heutigen 70-Jährigen körperlich und geistig mindestens so fit sind wie die 60-Jährigen der vorherigen Generation - teilweise sogar wie die 50-Jährigen. Die längere Lebenszeit bei guter Gesundheit sollte sinnvoll gefüllt werden. Im Focus-Magazin Wissen rechnen Altersforscher vor, dass Mädchen, die heute geboren werden, eine mehr als 50-prozentige Chance haben, älter als 100 Jahre zu werden. Da führt der „Ruhestand“ mit 65 schnell in eine persönliche Sackgasse. 

Was tun mit der gewonnen Lebenszeit? Die Altersforscherin Ursula Staudinger rät zum Erhalt der geistigen Frische, in höheren Jahren etwas Neues zu lernen - ein Instrument, eine Sprache, eine Sportart, den Umgang mit dem Computer. Neue Herausforderungen suchen: Möglichst schon mit 50 Jahren überlegen, wie man das Alter sinnvoll nutzen kann. Der Heidelberger Gerontologe Andreas Kruse bringt es kräftig zugespitzt auf den Punkt: „Nur Kreuzfahrten, das wäre das Ende.“ 

Ändern muss sich aber auch das gesellschaftliche Bild des Alterns. Der Münchener Ökonom Axel Börsch-Supan würde den Begriff „Renteneintrittsalter“ am liebsten verbieten, weil die Menschen zu unterschiedlich sind für statische Regelungen. Der Experte spricht sich für flexible, individuelle Übergänge, spätere Teilzeit und mehr Anreize für längeres Arbeiten aus. Auch Rothermund hält es für einen Anachronismus, dass die Arbeit automatisch mit einem bestimmten Alter beendet wird. Schließlich können aktive Alte auf eigenen Wunsch noch erhebliche Beiträge für die Gesellschaft leisten. Schon heute wird ein großer Teil der häuslichen Pflege und des gesellschaftlichen Ehrenamtes von Älteren übernommen. 

Alter muss aus Sicht Rothermunds aber gestaltet werden. Damit Menschen im Alter nicht vor Langeweile „die Decke auf den Kopf fällt“, sollte man sich frühzeitig seine Wünsche im Alter bewusst machen: Wer auf große Reise gehen will, sollte etwas mehr ansparen. Wer sich auf die Familie konzentrieren will, wäre gut beraten, in der Nähe der Kinder und Enkel zu wohnen. Natürlich lassen sich Verluste, Krankheiten und negative Veränderungen im Alter nicht ausschließen. Der Psychologe Denis Gerstorf macht aber mit Blick auf Zufriedenheitsstudien Mut: Nach einer Delle in der Lebensmitte geht die Kurve in späteren Jahren wieder nach oben. 

Auf Dauer wollen Unfallforscher der Versicherungen aber auch verpflichtende Rückmeldefahrten nicht ausschließen. Falls nicht einmal jeder zweite ältere Autofahrer eines Jahrgangs die freiwilligen Angebote nutzen sollte, schlagen Experten der Organisation Dekra eine zweistufige Rückmeldefahrt ohne rechtliche Konsequenzen vor. Dabei erhält der Senior in Schritt 1 eine private Rückmeldung. Erst wenn Defizite bei der Reaktionszeit oder Aufmerksamkeitsmängel festgestellt werden, soll in einer zweiten Überprüfung ein Verkehrspsychologe oder Verkehrsmediziner die Fahrtüchtigkeit klären. Nicht selten überschätzen ältere Kraftfahrer ihre Fähigkeiten am Steuer. 

Auch die moderne Autotechnik bietet Senioren heute zusätzliche Hilfen im Verkehrsalltag. So geben aktive und passive Assistenzsysteme wie Einparkhilfen und Abstandswarner mehr Sicherheit, wenn es im Straßenverkehr mal etwas hektischer zugeht. 

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