Jeder dritte Landarzt ist älter als 60 Jahre. Doch was wird, wenn diese  Ärzte in den Ruhestand gehen und sich kein Nachfolger findet? Viele  Ältere plagt die Sorge, dass die medizinische Grundversorgung im Ort  nicht mehr gewährleistet ist und sie kilometerweit zum nächsten Hausarzt  fahren müssen. Die Befürchtung ist nicht unbegründet: Die  Kassenärztliche Bundesvereinigung schätzt, dass 2030 bundesweit mehr als  10.000 Hausärzte fehlen werden. Als normal versorgt gilt eine Gemeinde,  wenn rechnerisch 1.671 Patienten auf einen Hausarzt kommen - eine  Quote, die in vielen ländlichen Gemeinden schon heute völlig illusorisch  ist.

Was tun? Mit einem „Masterplan Medizinstudium 2020“ wollen Bund und  Länder bei der Vergabe von Studienplätzen eine Landarztquote einführen.  Wer sich verpflichtet, nach dem Studium für eine längere Zeit als  Hausarzt aufs Land zu ziehen, erhält einen Bonus bei der  Studienplatzvergabe. Auch sollen Mediziner finanzielle Hilfen bei der  Übernahme einer Praxis oder für den Umzug erhalten. Und auch die  Gemeinde selbst kann aktiv werden: indem sie Arztfamilien als  zusätzliches „Lockmittel“ Plätze für ihre Kinder in Kitas und Schulen  anbietet.  
  Das Grundgesetz verpflichtet die Politik zur Schaffung  gleichwertiger Lebensverhältnisse in städtischen wie ländlichen  Regionen. Die breite Grundversorgung mit Allgemeinmedizinern wird in  einer älter werdenden Gesellschaft daher zum absoluten Muss, wenn der  ländliche Raum auf Dauer lebensfähig bleiben soll. Auch die  Kassenärztlichen Vereinigungen könnten ihren Beitrag zur  flächendeckenden Daseinsvorsorge leisten, indem sie Mittel von  städtischen Facharztpraxen mit einem hohen Anteil an Privatpatienten  teilweise zugunsten der Hausärzte umverteilen. Und Hausärzte, die eine  24-Stunden-Rundumbereitschaft auf dem Land scheuen, können sich mit  anderen Hausärzten zu Gemeinschaftspraxen zusammenschließen. Es gibt  also durchaus Hoffnung auf dem Land, dazu aber müssen schnell neue Wege  eingeschlagen werden.    
Wilfried Goebels